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Montag, 12. November 2018

Der Basilisk

Im Jahre 1212 soll im Brunnen des Bäckers Garhibl in der Schönlaterngasse in Wien ein abscheulich stinkendes Untier, als Basilisk bekannt, halb Hahn, halb Kröte, in einem Brunnen gehaust haben. Zur damaligen Zeit versorgten sich die einfachen Bewohner der Stadt über gemeinsame Brunnen. Wenn ein solcher Brunnen verseucht war, durch Unrat oder einen Tierkadaver, konnte sich rasch Krankheiten ausbreiten. Die Sage könnte daher auf einen frühen Umweltskandal hindeuten.


Donnerstag, 8. November 2018

Der Steinbock in der Steinzeit-Kunst

In der Steinzeitkunst wurden nur ein Bruchteil der damals lebenden Tiere abgebildet.  Die am häufigsten dargestellten Tiere sind Pferd, Wisent, Steinbock, Auerochs, Hirsch, Mammut und Rentiere. Seltener sind Raubtiere und exotische Tiere wie Fische und Vögel.

In der Höhle von Rouffignac (Dordogne) wurde um 22.000 Jahre ein Steinbockherde an die Höhlendecke gemalt. Die Tiere sind in mit einer steifen Haltung, kurze Beine und ohne Hufe gezeichnet.


Abbildungen von Steinbock wurden in Pech Merle gefunden, mit 24.000 Jahren eine der ältesten Höhle mit Steinzeitkunst. In der Cosquer Höhle wurden vor 27.000 bis 18.000 Jahre sechs Gravuren von Steinböcke in die Felswand eingeritzt, dazu Bilder von einem Steinbock und fünf Gemsen gezeichnet. In der Höhle von Isturitz in den Pyrenäen wurde ein Knochen mit einem eingeritzten Steinbock entdeckt. Eine Ritzzeichnung eines Steinbocks auf einer Schieferplatte, die im deutschen Gönnersdorf gefunden wurde, ist um die 15.000 Jahre alt.

Steinbock: häufiges Motiv, doch selten so perfekt wie im Salon Noir, Niaux.

Niaux (13.000-12.000 Jahre), kleiner verwundeter Steinbock.

Coa-Tal (Portugal), ein Paar tief gravierte Steinböcke. Männliches Tier mit zurückgewendeten Beinen (liegend?). Darunter weibliches Tier mit kurzen Hörnern.

Las Monedas (Kantabrien), Steinböcke.

 
Abri Roc-aux-Sorciers, Angles-sur-L' Anglin (14.000 Jahre), Steinbock im Flachrelief.

Pergouset (Saint-Gery, Lot), Gravierung eines Steinbock.

 Grotte de Ker (Masst, Ariege), mit dem Finger gezeichnete Gemse.

Dienstag, 6. November 2018

Aussicht mit Steinbock

Ansicht und Karte aus dem Jahre 1742 von Chamonix, mit einem Steinbock (Capra ibex), einer Gruppe von Gemsen (Rupicapra rupicapra) und Murmeltieren (Marmota marmota).


Mittwoch, 3. Oktober 2018

Rätselhafte Schalensteine

Die Lage des Brunecker Talkessel, relativ geschützt durch die umgebenden Berge von Unwetter und daher überdurchschnittlich sonnig und im Einzugsbereich verschiedener Täler, begünstigte eine frühe Besiedelung. Spuren menschlicher Aktivität reichen bei St. Lorenzen bis um 8.000 bis 5.000 Jahre v. Chr. zurück, mit eigentliche Siedlungsspuren um 500 v. Chr. Es wurden unter anderem Hinweise auf Kupferverarbeitung in der Frühen und Mittleren Bronzezeit gefunden. Vom Ternerbühel stammt eine steinerne Gussform von Kupferbeilen und auf der Kleinen Pipe bei St. Georgen ist ein Stück eines Gusskuchens erhalten geblieben. Welche Kupfererzlagerstätte zwischen Pfundererberg, dem Tauferer- und Ahrntal genutzt wurde bleibt unbekannt. 

Andere rätselhafte Zeugen der Urzeit sind Schalensteine, zumeist durch die Gletscher der Eiszeit glattgeschliffene Gesteinsaufschlüsse oder durch das Eis transportierte, große Findlinge. Die Mitte der 70er Jahre entdeckten Sonnenburger Schalensteine umfassen vier verschiedene Fundpunkte, die in geringer Entfernung zueinander auf dem geneigten und mehrfach gestuften Quarzphyllitrücken am Sonnenburger Kopf gefunden werden können. Die Sonnenburger Schalensteine sind vermutlich in die Endbronzezeit (11-10 Jh. v. Chr.) zu datieren.

Schalenstein beim Sonnenburger Kopf, September 2018. 

Weitere Schalenstein wurden östlich von Fassing und auf einem Findlingsblock zwischen dem Krahmoos, bei Breitenberg, und Lothen, im Wald zwischen Issinger Weiher und Irenberg, am Gänsbichl bei Dietenheim und im Lärchenwald von Luns gefunden.

Schalenstein bei Luns, Juni 2018. 

Schalensteine finden sich auch bei Sexten im Oberpustertal, beim Hexenstein von Terenten im Unterpustertal, Brixner und Klausner Gegend, etwa bei Laugen, Elvas und Feldthurns.

Sonntag, 26. August 2018

Das abenteuerliche Leben des Déodat de Dolomieu

Jedes Jahr eilte ich zu einer Bergkette, stieg auf ihre Gipfel, um jene tiefen Eindrücke zu empfinden, die aus der Betrachtung des weiten Horizonts entstehen. Da oben dachte ich nach über die Entstehung der Erdkugel, die Umwälzungen, die sie erfahren hat, die Vorgänge, die ihre Formen verändert und den heutigen Zustand bewirkt haben…Wie ich so nach und nach höher stieg und meinen Gedanken immer weiteren Raum gab, verstärkte sich auch mein Weltbild: Mein Horizont stieß auf immer weniger Grenzen.“
Diedonnè-Silvain-Guy-Tancrede de Gvalet de Dolomieu

 
Diedonnè-Silvain-Guy-Tancrede wurde am 23. Juni 1750 in der Pfarrei von Dolomieu (Provinz von Dauphinè, Frankreich) geboren. Ungewöhnlich für seine Zeit und seinen Stand, erhielt er keinen privaten Unterricht, sondern brachte sich das Lesen selbst bei und erforschte selbständig die Natur in seiner näheren Umgebung. Mit erst 12 Jahren trat in den Militärdienst ein. Im Jahre 1771 kam er nach Paris, wo er zum ersten Mal mit gleichgesinnten Intellektuellen zusammentraf. Dort lernte er auch den Naturkundler und Mineralogen Horace-Benedict de Saussure kennen. Trotz seines Interesses an der Geologie, er verzichtete sogar mehrmals auf Posten, um sich weiter den Studium zu widmen,  ging es mit seiner militärischen Karriere voran. Im Zuge seiner militärischen Verpflichtungen und auch aus Interesse reiste er viel. Er besuchte mehrmals Spanien, Italien und Malta und plante auch eine Reise nach Deutschland. Dolomieu war ein unruhiger Geist und unterstützte auch liberale politische Ansichten, was ihm einige Feinde einbrachte. Einer seiner frühen Unterstützer, der Mineraloge AlexandreDuc de La Rochefoucauls, wurde vor seinen Augen umgebracht. In 1796 wurde er von der neuen, revolutionären Regierung zum Mineningenieur, Professor und Mitglied des Institut National in Paris befördert und lehrte an der bergmännischen Schule in Paris. Später nahm er mit Napoleon Bonaparte am Feldzug nach Ägypten teil und erforschte den Nil. Bei der Rückreise, nach dem gescheiterten Feldzug, wurde er im Königreich Sizilien gefangen genommen und als Kriegsgefangener verurteilt,
Seine früheren politischen Streitereien holten ihn nun ein. Auf Druck der Erzherzogin Maria Karolina von Österreich wurde in Messina eingekerkert. Aus dem Ruß der Kerzen, die seinen dunklen Kerker erleuchteten, fertigte er Tinte an und verfasste am Rand der wenigen Bücher, die er herein-geschmuggelt hatte, seine „Mineralogische Philosophie.“ Angeblich nutzte Alexandre Dumas de Dolomieus Gefangenschaft als Inspiration für die Figur eines verschrobenen, aber genialen, Aristokraten in seinen Roman „Der Graf von Montechristo.
Durch den Sieg bei Marengo konnte Napoleon die Herausgabe des Gefangenen nach 3 Jahren Kerkerhaft erzwingen. Dolomieus Rückkehr nach Paris wurde gebührend gefeiert und er nahm auch seine Lehrtätigkeit zunächst auf, zog sich aber bald in das Massif Central zurück, wo eine seiner Schwestern lebte. Seine geologische Sammlung lag noch in Malta, wobei die dortigen Behörden die Sammlung Italien vermachen wollten, während Dolomieu eher an Frankreich oder Schweiz, ja sogar den jungen Vereinigten Staaten, dachte. Am 26. November 1801 starbt Dolomieu, gerade mal 51 Jahre alt, an durch die in Gefangenschaft verursachte körperliche Schwäche.

1791 hatte Dolomieu einen kurzen Bericht "über eine Art von Kalkgestein, welches nur schwach mit Säure reagiert und Phosphoreszenz beim Anschlagen zeigt" veröffentlicht. Das Gestein, das er in den Tiroler Bergen angetroffen hatte (Stubaier Alpen und bei Bozen), fand er später auch verbaut in eine römische Ruine. Das Gestein war auch verwitterungsresistenter und bildete, so Dolomieu, "die oberste Bedeckung in den Alpen aus." Bei Bozen fand er auch Kristalle der neuen Mineralart, die er zunächst als „Perlen-Spat“ bezeichnete. Die kleinen rhombenförmige Kristalle wiesen eine gekrümmte Kristallfläche auf und, wie das Gestein, lösten sie sich nur langsam in Säure auf. 


Die ersten chemischen Analysen des neuen Minerals durch Nicolas-Theodore de Saussure (Sohn von Horace-Benedict de Saussure) wiesen zunächst hohe Werte von Silizium und Aluminium auf (zur damaligen Zeit, da Aluminium als Metall noch unbekannt war, als Tongehalt angegeben). 1792 publizierte er seine Analysen in einem Artikel mit dem Titel “Analyse de la Dolomie”, wo er vorschlug, zu Ehren Dolomieus das neue Mineral als Dolomit zu bezeichnen. Erst der Chemiker Tennat erkannte um 1799 den Fehler und bestimmte Magnesium und Calcium als Hauptkomponenten des Dolomit.
Saussure wiederholte seine Analysen und bestätigte die neue Formel. In 1808 erkannte Klaproth, das Perlen-Spat und Dolomit-Gestein ein und dasselbe sind, es sich um ein Salz von Magnesium und Kalzium mit der Kohlensäure handelt, und bestätigte Dolomit als ein eigenständiges Mineral. Aber noch 40 Jahre lang geisterten die falschen chemischen
Werte in der Fachliteratur herum. 

„So viele Dolomitenzinken ich in Venetien und Tirol gesehen habe: den Geislerspitzen kommt an Jähe und Zerissenheit nichts gleich von all dem, was da aufstarrt.“ Reiseschriftsteller Heinrich August Noë (1835-1896).

„Sie schienen so wenig Teil der grünen Hänge zu sein, auf denen sie standen, dass sich in uns die Vorstellung entwickelte, es handelte sich um Eisberge aus Stein, die wieder davontreiben und das Land spurlos verlassen konnten.“ So schreiben in 1864 die beiden englischen Reiseschriftsteller Josiah Gilbert und George Cheetham Churchill in ihrem Buch “The Dolomite Mountains”. Ab 1876 setzte sich dann der Namen Dolomiten für die Bleichen Berge durch. Übrigens der einzige Fall in dem das Mineral einer Gegend den Namen gab und nicht umgekehrt.

Samstag, 21. Juli 2018

Zeigerart: Pseudorchis albida

Weiße Höswurz, auch Weißzunge oder Weißzüngel (Pseudorchis albida). Als Standort werden bodensaure Magerrasen, Weiderasen und Zwergstrauchgesellschaften von der untermontanen bis alpinen Höhenstufe bevorzugt. Die Weiße Höswurz gedeiht auf mäßig frischen, mehr oder weniger basenreichen, kalkfreien, sauren, modrig-torfig humosen, steinigen oder reinen Lehmböden. Sie ist eine Charakterart des Verbands Nardion und kommt gern zusammen mit Arnica montana vor. 

Pseudorchis albida, Kronplatz auf 2.300m SH, Südtirol (15. Juli 2018).

Zeigerart: Icmadophila ericetorum

Icmadophila ericetorum, die Heideflechte, auf verottendem Holz, Fichtenwald. Pfalzen, Südtirol (26. Juni 2018).

Sonntag, 10. Juni 2018

Antrische Löcher, Knappenlöcher und verlorener Bergsegen

"Wir suchen mit dem Wunderwort
und seinem dunklen Sinn
den eingeschloss´nen Schatz und Hort
im tiefen Berge drin!
Ich schau hinein tief in den Berg,
bis in der Erde Schoß, -
gelungen ist das Zauberwerk
und Schatz und Hort sind bloß
."
Bergmannslied nach einer Buchensteiner Sage (Dolomiten)
 
Sagen zum Bergbau sind in Tirol, einem alten Bergbaugebiet, weit verbreitet. Die Umgebung von Terenten gehört zum Altkristallin und besteht aus einer relativ monotonen Abfolge von Gneisen und Schiefern, man würde daher von rein geologischen Gesichtspunkten keine besonderen Lagerstätten erwarten. Was aber hat es dann mit lokalen Sagen über den verlorenen Bergsegen auf sich?

Tatsächlich gibt es einige Stollen in der Nähe der kleinen Ortschaft Uttenheim. Es handelt sich dabei um bis zu 40m lange Prospektionsstollen.  Sagen gehen so weit zu behaupten das auch ein geheimnisvolles, weitläufiges Schacht-und Stollensystem im nahen Walburgisgraben, oberhalb von Kematen, existiere oder dieses mit den Stollen auf der diesseitigen Talflanke verbunden sei. Die zugänglichen Stollenmundlöcher bei Uttenheim werden von den Einheimischen als antrische (unheimliche/verhexte) Löcher bezeichnet. Ihr genaues Alter ist unbekannt, manche Geschichten verlegen sie in die Römerzeit, dafür gibt es allerdings keine archäologischen Beweise.  Archive aus Steinhausen (wo das Berggericht des berühmten Kupferbergwerk von Prettau lag) geben an das einem gewissen Franz Widmair im Jahre 1530 Schürfrechte an den „alten verlegenen Bau, St. Katherina“ erteilt wurden, wahrscheinlich ist damit diese Gegend gemeint  – in einer Zeit in dem in Tirol der Bergbau aufblühte und zahlreiche Probeschurfe im ganzen Land angelegt wurden. 

 Antrische Löcher bei Mühlen in Taufers, März 2016.

Die Schürfe bei Uttenheim waren wohl nie sonderlich ertragreich und wurden wohl bald aufgegeben, der Gneis hier ist relativ kompakt und nur eine leichte Braunfärbung weist auf geringe Gehalte von Metallen hin. Ein möglicher geringer Ertrag stand dem hohen Aufwand entgegen. Vielleicht spielt die Sage von den verlorenen Schätze von Terenten auf diese oder ähnliche Probestollen hin, denen – all Bemühungen zum Trotz - der Bergsegen versagt blieb. Bergbau ist urkundlich nachweisbar bei Tesselberg über Bruneck, in ähnliche Gesteine wie die erfolglosen Probestollen. Laut Sage sind auch hier die Stollen weitläufig und reichen sogar bis zum Untersberg bei Salzburg.

Knappenlöcher, die Zugänge von Bergbaustollen und Probestollen, findet man auch in der Gegend von St. Lorenzen. Die Stollen hier befinden sich in der monotonen Abfolge des Brixner Glimmerschiefers. Auch um diese Probegrabungen ranken sich Sagen und Erzählungen.

Knappenlöcher bei St. Lorenzen, Mai 2018.

In der Gegend von St. Lorenzen befindet sich ein Knappenloch. Einige Hirtenjungen weideten dort in der Nähe ihr Vieh. Weil sie davon hörten, dass im Loch bunte Steinchen wären, schlichen sie eines Tages hinein und suchten nach ihnen. Sie fanden auch wirklich eine Menge und steckten sich die Hosentaschen voll. Da kam auf einmal aus dem Loch ein winziges Männlein. Es redete die Kinder freundlich an und sagte :“Werft eure Steine weg und nehmt diese mit; ihr werdet es sicher nicht bereuen!" Dabei schüttete es ihnen aus einem ledernen Säckchen viele graue Steine heraus. Sie waren nicht schöner, als die Steine im Bachbett draußen. Die Buben warfen ihre schönen grünen und roten Steine ungern weg, aber sie trauten sich nicht, dem Männlein zu widersprechen. So füllten sie ihre Taschen willig mit den grauen Steinen voll. Als sie aber zuhause die Steine herausnahmen, waren es lauter Goldklumpen.“ 

Eine andere Version spielt auch auf den verlorenen Bergsegen an.

"In St. Lorenzen lebten einst ein paar raue Burschen. Sie rauchten, tranken und vertaten ihr Geld beim Kartenspiel im Wirtshaus. Zur heiligen Messe gingen sie nicht. Der Pfarrer hörte davon und sagte es dem Richter. Dieser verbot ihnen den Gasthausbesuch und das Kartenspiel während der sonntäglichen Messfeier. Doch die Burschen hörten nicht darauf. Mit einer Stalllaterne schlichen sie am darauffolgenden Sonntag ins Knappenloch in der Nähe des Ortes, um dort Karten zu spielen. Sie hatten aber kein Glück und verloren sooft sie auf ein Neues spielten. Daher begannen sie fürchterlich zu schimpfen und zu fluchen. Auf einmal tat es einen gewaltigen Krach, die Höhle stützte ein und begrub die Spieler unter Stein und Geröll. Seither ist nur mehr ein kleines Teil des Knappenloches zugänglich."


Auch hier erzählt man sich das die kurzen Stollen weitläufiger sind als sie tatsächlich erscheinen. So sollen die Stollen bei St. Lorenzen durch den ganzen Bergrücken reichen und einst, bevor die Stollen verfielen, sah man sogar die Sonne von der anderen Seite des Berges hereinscheinen.

Samstag, 5. Mai 2018

Zeigerart: Lecanora chlarotera

Lecanora chlarotera, die helle Kuchenflechte, eine eher Stickstofftolerante Flechtenart die auf der Rinde von freistehenden (der Sonne ausgesetzt) Laubbäumen vorkommt.

Lecanora chlarotera auf Rinde von Kastanienbäume, Ahrntal, Südtirol (2. Mai 2018).

Mittwoch, 2. Mai 2018

Zeigerart: Viola odorata

Das Duftveilchen (Viola odorata) wächst in Mitteleuropa in Gebüschen, an Waldrändern, an schattigen Wegrainen auf frischen, nährstoffreichen, milden bis mäßig sauren, humosen Lehmböden in mild-humider Klimalage.

Viola odorata, Waldstandort Ahrntal, Südtirol (23. April 2018).

Viola odorata, Zeichnung von Leonardo da Vinci, um 1490.

Dienstag, 1. Mai 2018

Die Alpen - Wild und schön

"Welches Vergnügen, welche Wonne gewährt es doch dem Geiste, die ungheuren Bergmassen zu bewundern und das Haupt bis in den Wolken zu erheben! ... Welches Verrgnügen kann wohl in dieser Welt so hoch, so wertvoll, so vollkommen sein wie das Bergsteigen?"
Conrad Gesner, 1541.

Dienstag, 24. April 2018

Drachen in den Alpen

"Es wollen auch etliche, dass ehe dis Land bewohnt, sich vil der Draken in Seen und Wildnussen sich aufgehalten haben. Anjzo aber ist in diser Landschaft kein Ort oder Winkl so klein oder so wil nit, er wird von Leuten durchsucht, gereinigt und bewohnt.“
Marx Sittich von Wolkenstein, um 1600


Für viele Naturereignisse und -gewalten mussten in alten Zeiten als Urheber Fabelwesen herhalten. Eine der ersten Beschreibungen über den Kampf gegen einen Drachen finden sich in den Aufzeichnungen des Klosters Wilten bei Innsbruck. Laut Legende soll ein Riese einen Drachen getötet haben, der die Gegend in Angst und Schrecken versetzte und die Bauarbeiten am Kloster behinderte, indem er mit seinen Schwanz die Mauern stets von neuen umwarf. Konrad Gesner (1516-1565) führt in seinem Schlangenbuch im Kapitel "De dracone" drei Arten von Drachen ein: All drei hatten einen monströsen, schlangenartigen Körper. Eine Art der Drachen war aber unbeflügelt, einer mit Flügel und der dritte Typ war eine Art Tazelwurm. 


"In der Mühlauer Klamm, im grausigen Loch
Hat ein wütender Tatztelwurm gehaust.
Mit Katzenkopf und geschwollenen Bauch
So dass es selbst dem Teufel graust!
"
Tatzelwurmlied von Josef Pöll

In der "Historia naturalis Helvetiae curiosa", aus dem 17. Jhd., gibt es eine große Anzahl von angeblich verbürgten Geschichten über Drachen in den Alpen. Im Jahr 1678 publizierte der deutsche Universalgelehrte Athanasius Kircher (1601-1680) sein Werk "Mundus subterraneus", wo zahlreiche Abbildung von Skeletten von vermeintlichen Drachen gefunden werden können. 

Literatur:

KÖßLER, W.B. (1996): Es artet aus - Über das Aussterben von Wirbeltieren im Alpenraum. Grüne Reihe des Bundesministeriums für Umwelt, Bd. 8:  383

Samstag, 21. April 2018

Zeigerart: Pinus mugo

Koniferen spielen, aufgrund des Klimas, in der Vegetation der Alpen eine dominierende Rolle. An der Waldgrenze überleben nur sehr widerstandsfähige Bäume, Klima, Schnee und schlechter werdende Bodenverhältnisse erschweren zunehmend das Aufkommen von jungen Bäumen – hier herrschen die verschiedenen Kieferarten vor.

Bestimmung der Kiefer-Arten der Alpen:
- Nadeln in Gruppen von 5 – Zirbe (P. cembra)
- Nadeln in Gruppen von 2
--Nadeln bis zu 19cm lang, dunkelgrün – Schwarzkiefer (P. nigra)
--Nadeln bis zu 8cm lang
---Nadeln bis zu 5cm lang, Rinde gräulich – Latsche (P. mugo)
---Nadeln bis zu 8cm lang, Rinde bräunlich – Waldkiefer (P. silvestre)
 
Die Latsche kommt auf trockenen, sonnigen Hängen, zumeist mit kalkhaltigem Untergrund, vor. 
 
 Abb.1. Latschenbestände am Cosat di Popèna, Misurina See.

Abb.2. Pinus mugo, aus "Atlas der Alpenflora" (1882).

Samstag, 24. März 2018

Das beinahe Aussterben des Alpensteinbocks

"L´utilitá della scienza de' naturali, ed in particulare della zoologia, esige che con ogni maggior cura si conservino le specie di quegli animali che, trovandosi ridotte a piccol numero d' individui, corrono rischio d´annientarsi / Der Nutzen der Naturwissenschaften, und insbesonders der Zoologie, verlangt, dass mit allergrößter Sorgfalt jene Tierarten zu erhalten sind, welche, da sie auf eine geringe Individuenzahl geschrumpft sind, Gefahr laufen, völlig zu verschwinden."
Italienisches Gesetz zum Schutz des Alpensteinbocks, 1821.



In der Steinzeit ist der Steinbock, neben Gams und Murmeltier, ein wichtiges Jagdwild. Ab der Jungsteinzeit nehmen aber die archäologischen Funde von Knochen rapide ab. Eine Klimaverbesserung und gleichzeitige Verschiebung der Vegetationsgrenze dürfte zu einem Rückzug des Steinbocks geführt haben. 

 
Die ältesten Zeugnisse des Steinbocks sind neben Knochenfunde auch zahlreiche Höhlenmalereien. Eine der bedeutendsten Höhlen mit Eiszeitmalereien ist jene von Niaux in den Pyrenäen und Rouffignac, Frankreich.

Im Hochmittelalter führen Rodungen, Siedlungsausbau, Jagdwaffenentwicklung und uneingeschränkte Jagd zu lokalen Aussterben. Im 15. Jahrhundert gab es in Tirol nur noch drei Gegenden mit Steinwild, das Zillertal, das Tauferer Tal und das Pitz/Kaunertal. 

Der Steinbock wurde gejagt, weil man dachte das die Steinbock-Produkte gegen allerlei Krankheiten helfen würden. Der römische Artzt Marcellus schreibt im 5. Jahrhundert in seinen „De Medicamentis“, das die Losung des Steinbocks ein „unglaubliches und einzigartiges Mittel gegen Ischias und Gelenkentzündung sei, das selbst der Arzt Ausonius innerhalb von fünf Tagen von großen Schmerzen befreit hat.“ Im Mittelalter wurden allen Körperteilen Heilkräfte zugeschrieben, besonders gegen körperliche Schwäche und Schwindelgefühl. Im Jahre 1729 liest man in einer Innsbrucker Verordnung „Das Gescheibte von dem Steinbockhorn heilet, wenn man es in Milch gekocht, die Colic, und ist gut wider Mutterbeschwerden und andere dergleichen Frauenzimmer-Zufälle, die nicht weniger treffliche Mittel wieder wieder der Rauch davon, wenn man ihn durch Nase und Mund an sich zieht, ein vortreffliches Mittel wieder diesselben ist.“ Laut Hildegard von Bingen schützten Bekleidung aus Steinbockleder gegen Krankheiten. Sogar der Schwanzwedel vertreibe, so der Aberglaube, jegliche Zauberei. Natürlich waren auch die Hörner als Jagdtrophäe sehr beliebt. Die Hörner eines Steinbocks können bis zu einen Meter lang, und fünf Kilogramm schwer, werden. Die Hörner werden dazu genutzt die Rangordnung zu bestimmen und nur der stärkste Bock kann sich während der Brunftzeit paaren und fortpflanzen.

Erst Kaiser und begeisterter Jäger Maximilian I. gelang es gewisse Bereiche, wo der Steinbock noch vorkam, unter Schutz zu stellen. Doch Wilderei und Vermischung der Steinböcke mit Ziegen, die auf den Almen getrieben wurden, führte zu einer konstanten Abnahme der Bestände. Gegen Mitte des 16. Jahrhunderts war das Steinwild in Tirol sehr selten geworden und ein Dokument aus dem Jahre 1574 gibt den Bestand ausdrücklich als erloschenen an. Im 18. Jahrhundert gab es nur noch einzelne Restpopulationen des Steinbocks im Alpenraum und um 1809-1920 war er praktisch ausgerottet da nur noch ein Bestand in Aosta existierte.


Die letzten Steinböcke der Alpen überlebten ausgerechnet im persönlichen Jagdrevier von Umberto I. Der König von Italien stellte "seine" Alpensteinböcke sogar unter persönlichen Schutz. Allerdings wollte Umberto keinen seiner Steinbock hergeben, selbst auf offizielle Anfragen von anderen Alpenländern. 1906 wurden die ersten Tiere daher illegal in die Schweiz entführt (zur Feuer der Eröffnung des Simplontunnels in 1905) und 1911 wurden dort die ersten Tiere dort in die Freiheit entlassen. 
Sein Sohn jagte noch bis 1912 Steinböcke im Aostatal, sieben Jahre später schenkte er das Gebiet den italienischen Staat und am 13. Dezember 1922 wurde der Nationalpark Gran Paradiso gegründet. Nur noch 100 Steinböcke gab es damals. Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Anzahl der Steinböcke im Naturpark Gran Paradiso auf einige Tausend Tiere angewachsen. Vom Engadin und von Graubünden aus, wo die von den Schweizern entführten Kitze angesiedelt worden waren, wanderte vor 50 bis 60 Jahren der Steinbock nach Südtirol ein. Heute gibt es wieder um die 1.500 Steinböcke in Südtirol und in den Alpen insgesamt, verteilt auf 160 Kolonien, mehr als 50.000 Tiere.

Freitag, 2. Februar 2018

Sonntag, 28. Januar 2018

Zeigerart: Cypripedium calceolus

Mir gefiel das verschiedenartige Aussehen der einer Kreidegegend eigentümlichen Vegetation, die der so ungleich war, an welche ich in den Grafschaften des mittleren Teiles von England gewöhnt gewesen war, und noch mehr gefiel mir die außergewöhnliche Ruhe und Ländlichkeit des Ortes.” 
Charles Darwin 

Der Frauenschuh (Cypripedium calceolus) ist eine mittelgroße Orchidee mit großen, auffälligen, pantoffelartigen Blüten. Die Pflanze kommt auf kalkreichen, frischen, humosen Lehmböden der montanen bis subalpinen Stufe vor, in lichten Wäldern mit Fichten oder Legföhren.

Standort des Frauenschuh (Cypripedium calceolus) am Kreidesee, Fanes, Sommer 2010.

Samstag, 6. Januar 2018

Bewohner der Spalten

"Nicht überall ist der Fels so nackt und glatt! Regen und Sonne, Hitze und Kälte, Wind und Schnee wirken auf ihn ein und graben ihre Spuren in sein Antlitz. Spalten entstehen, zuerst nur millimeterbreit, aber doch groß genug, um etwa dem zarten Glockenblümchen oder dem Glänzenden Fingerkraut Raum für ihre Würzelchen zu geben. Ist die Spalte nicht breit, so tut es die Tiefe, und die kleinen Pflänzchen entwickeln oft ein Wurzelfilz von über einem Quadratmeter Fläche, ein ganzes Wurzeltuch. Was dem Glockenblümchen gelingt, kann auch das unscheinbare Felsenblümchen, jede Gelegenheit, und sei es eine noch so winzige Fuge, wird wahrgenommen, um einen Halt zu finden.“
Wendelberger, E. „Die Alpen blühen“, 1966.


Fundort der Dolomiten-Teufelskralle (Physoplexis comosa), Conturines, Sommer 2009.