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Dienstag, 19. Mai 2015

Heuschreckenplagen im Alpenraum

Heuschreckenplagen sind ein furchterregendes Naturereignis, ein Schwarm kann ganze Landstriche kahlfressen, Ernten vernichten und Hungersnöte verursachen. Chroniken aus dem Mittelalter und der frühe Neuzeit berichten von solchen Katastrophen auch in Mitteleuropa.

…die heyschreckhen kamen aus Tartarej durch Vungarn vnnd durch Österreich vnnd durch alle deutsche Lanndt, vnnd kamen geen Bozn an Sannt Bartholameentag, vnnd flugen vierzehen tag durch, vnnd hueben an zefliegen vmb Terz Zeit vnnd flugen auf Veir Zeit vnnd liessen sich da nider vnnd wuesten ds veld vberal an hew vnnd an graß vnnd korn wie es genannt was vnnd nicht an Wein; vnnd flog etwann dickh, das man die Sunen kaum auf die erde brueffte, wie haiß es was, vnnd zugen bey dem wasser ab hunz in das mr; dass geschach Anno ain tausennt drew hundert vnnd achtunddreissig Jar zu ausgennden augst.
Auszug aus der Bozner Chronik über einen Heuschreckenschwarm der im August 1338 über Mitteleuropa, sowie das Inntal und Südtirol, hereinbrach - erst ein früher Schneeeinbruch Mitte Oktober hielt die Schwärme auf. Heuschreckenplagen in Europa wiederholten sich in 1339-1340, in 1340 wurden die Heuschrecken schließlich durch eine Regenperiode im August vertrieben.

Auch  im September 1340 soll über Wochen hinweg ein Schwarm durch das Land gezogen sein, die Heuschrecken “zerkäuten auch den Frauen ihre Röcke und Mäntel.” Man versuchte die Heuschrecken zu erschlagen, mit mäßigen Erfolg. In der Verzweiflung griff man zu einem allerletzten Mittel – den Kirchenbann der Insekten.

Die Geschworenen des Gerichtes, die um ihr Urteil gefragt wurden, erkannten zu recht, daß diese Thiere dem Land und den Leuten schädlich und verderblich seien, und daß der Pfarrer auf der Kanzel bei brennenden Lichtern sie verbannen soll.

Unglücklicherweise kehrten die Heuschrecken im folgenden Jahr wieder.

Abb.1. Darstellung einer Heuschrecken auf einem zeitgenössischen Bildstock.

Heuschreckenplagen im Tiroler Raum:

  • 1338-41: Heuschreckenplage im Inntal und Südtirol.
  • 1346: Heuschreckenplage in Trient.
  • 1477: Heuschrecken verwüsten das Etschland.
  • 1547: Um der Heuschreckenplage Herr zu werden werden neben Bittprozessionen auch Leute zwangsverpflichtet Heuschrecken zu erschlagen und in Gräben zu ertränken oder zu vergraben, trotzdem haben „Sie haben einen mächtig großen Schaden gethan und alles Getreide auf dem Felde bis auf den Boden abgefressen.“
  • 1612: Heißer Sommer, Tirol wird von Heuschrecken heimgesucht.
  • 1693: Heuschrecken suchen Innsbruck heim.“Am 28. August 1693 Nachmittag um 2Uhr bis 5 Uhr sind so schrecklich viel Heuschrecken geflogen durch das ganze Land herauf, als wenn es schneien thät. Dies hat 5 Tage gedauert. Sie sind aus Ungarn heraufgekommen.
  • 1749: Am 12. September 1749 werden öffentliche Andachten angeordnet, um das sich nähernde Übel von Brixen fernzuhalten.
  • 1869: Heuschreckenzüge im Juli und Anfang August.

Literatur:

NUSSBAUMER, J. & RÜTHEMANN, G. (2000): Vergessene Zeiten in Tirol – Lesebuch zur Hungergeschichte einer europäischen Region. Band 11 Geschichte & Ökonomie, Studienverlag: 175

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