Bis weit ins Mittelalter wurden Gebirge als schreckliche und gefährliche Orte – mit Steinschlag, Lawinen, Unwetter – angesehen.
Alles das über der Wald- und Almgrenze lag wurde als „Gamsgebirg´“ angesehen und einer „Müßt´… schon a narreter Teufel sein, dass er da umasteigat“
(Mitt. DÖAV, 1917). Wenn es nicht sein musste wurden große Höhen daher
nicht aufgesucht, auch wenn sie nicht unberührt waren – Hirten, Händler,
Kräutersammler, Mineraliensucher und Jäger suchten immer wieder Pässe
und vielleicht auch Gipfel auf.
Abb.1. Auf der Gemsjagd, aus "Die Alpen in Natur- und Lebensbilder" (1861).
Als geistiger Vater des Alpinismus gilt der Italienische Dichter Francesco Petrarca (1304-1374), der in 1336 anscheinend den Mont Ventoux bestieg und das Vorhaben mit den Worten „Nicht die Berge wollt ihr kennen lernen, sondern auch selbst..[]“ begründete.
Der Berg als interessanter und harmonischer Ort wurde durch das Gedicht „Die Alpen“ (1729) des Schweizer Dichter und Naturforschers Albrecht von Haller (1708-1777) populär. Erste Spekulationen über die Naturgeschichte der Berge wurden schon um 1561 mit dem Werk "De montium origine", des Valerius Faventies, veröffentlicht. Aber erst Zeitgenossen Hallers, wie Sebastian Münster (1489-1552), Johannes Stumpf (1500-1566), Konrad Gessner (1516-1565) und Johann Jakob Scheuchzer (1672-1733) beschreiben Gebirge naturwissenschaftlich, im Fall von Scheuchzer auch die Geologie. Gessners „Historiae Animalium (4 Bände zwischen 1551-1558, ein 5. Band wurde nach seinem Tod in 1587 veröffentlicht) beeindruckt durch seine zahlreichen Abbildungen in dem er einheimische und fremde Tiere darstellt. In 1555 ersteigt er den Pilatus (2.128m) und beschreibt den Aufstieg in seine „Descriptio Montis Fracti Juxta Lucernam“. In 1544 veröffentlicht Johannes Stumpf in der „Schwytzer Chronica“ eine erste Beschreibung der Topographie der Alpen.
Horace-Bénédict de Saussure
(1740-1799) fasst seine naturwissenschaftliche Beobachtungen die er
während der Besteigung des Mont Blanc im Juli 1789 gesammelt hat in
seinem „Voyages dans le Alpes“ zusammen.
Abb.2. Anonymer Druck de Saussure´s Abstieg vom Mont Blanc zeigt.
Louis Agassiz (1807-1873), Édouard Desor (1811-1882) und Karl Vogt
(1817-1895) betreiben naturwissenschaftliche Forschung auf und um
Gletschern, wobei Desor in 1839 den Gletscherfloh entdeckt und die
Moränenlandschaften untersucht. Oswald Heer (1809-1883)
publiziert verschiedene Arbeiten und beschäftigt sich auch als einer der
Ersten mit der höhenabhängigen Verbreitung der Tierarten ( „Geographische Verbreitung der Käfer in den Schweizer Alpen, besonders nach ihren Höhenverhältnissen“).
Die Alpen waren von den Naturwissenschaften erobert worden...
Abb.3. Im
16-18. Jahrhundert werden die Alpen langsam von technischen und
wissenschaftlichen Neuerungen erobert, in diesem Bild des Holländischen
Künstlers C.D.Van der Hech sieht man einen Bergbau als Zeichen der Zivilisation, der fast schon im Widerspruch mit der unberührten Berglandschaft erscheint.
Literatur:
BEATTIE, A. (2006): The Alps: A Cultural History. Oxford University Press: 246
BRIDLE, B. (2011): Mountaineers. Royal Geographical Society,The Alpine Club: 359
MacFARLANE, R. (2003): Mountains of the Mind - Adevntures in Reaching the Summit. Random House Publishing, New York: 324